Aktuelle Ernährungsmedizin 2003; 28(4): 227-230
DOI: 10.1055/s-2003-40785
Originalbeitrag
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Biochemische und genetische Prozesse bei der Alterung - Möglichkeiten der Einflussnahme

Biochemical and Genetic Processes in Aging - Possibilities of InfluenceT.  Brosche1 , C.  Sieber1
  • 1Institut für Biomedizin des Alterns, Universität Erlangen-Nürnberg
Vortrag anlässlich der 3. Wissenschaftlichen Tagung des Berufsverbandes Deutscher Ernährungsmediziner e. V., 27. - 28.9.2002, Münster
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Publication Date:
22 July 2003 (online)

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Zusammenfassung

Trotz der rapide zunehmenden Kenntnis der Alternsprozesse besteht keine Einigkeit über die Ursachen des Alterns. Die Individualität des Alterns beruht auf der Variation der intrinsischen stochastischen Schädigung, der genetischen Ausstattung und der Umweltbedingungen. Vor dem Hintergrund maßgeblicher Alternstheorien werden einige lebensverlängernde Maßnahmen diskutiert. Bislang gibt es kein Mittel gegen das Altern. Eine Lebensverlängerung um 30 - 40 % ist im Tierversuch durch Restriktion der Nahrungsenergie (NR) in gleicher Größe zu erreichen. Für Menschen ist die Lebensverlängerung mittels NR nicht nachgewiesen. Offensichtlich wird Lebensqualität höher bewertet als Lebensdauer. Ein verringerter oxidativer Stress und eine verstärkte endogene Radikalabwehr sind wesentliche Mechanismen des Antiagingeffektes der NR. Allerdings hat die Nahrungsergänzung mit Antioxidantien beim Menschen keine Lebensverlängerung bewirkt. Im Gegensatz dazu wurde in Studien mit antioxidanzienreichen Früchten und Gemüsen das Risiko für altersassoziierte Erkrankungen gesenkt. Hormonersatztherapien mögen physiologische Parameter beeinflussen, sind gegen das Altern jedoch nicht wirksam und mit Nebenwirkungen assoziiert. Versuche zur Lebensverlängerung mit Hilfe von Stammzellen oder Genmanipulationen sind noch im experimentellen Stadium. Somit können bislang Antiagingmaßnahmen und -mittel nicht wissenschaftlich fundiert empfohlen werden.

Abstract

In spite of the enormous gain in knowledge of the aging processes, there is an ongoing debate about the causes of aging. The individuality of aging is due to variations in intrinsic stochastic damage, in the genetic makeup, and in environmental conditions. Based on decisive aging theories we discuss some life-prolonging procedures. Up to now, there is no remedy for aging. Caloric restriction (CR) has been shown to increase longevity by 30 - 40 % in many animal species. However, this effect is not proved in humans. Most people prefer quality of life over quantity of life. Important mechanisms of the CR effects are a reduction in oxidative stress and an increase in endogenous radical defence. However, antioxidant supplements do not increase human lifetime. Nevertheless, there is little doubt that ingestion of fruits and vegetables, which contain antioxidants, can reduce the risk of age-associated diseases. Hormone supplement therapies may influence some physiological parameters but have not been proved to have antiaging effects. However, negative side-effects have been reported. Studies in increasing life-span by means of stem cells or by genetic engineering are in an experimental stage. Thus, there is to date no scientifically justified recommendation for antiaging remedies or procedures.

Literatur

Dr. rer. nat. T. Brosche

Institut für Biomedizin des Alterns · Universität Erlangen-Nürnberg

Heimerichstraße 58

90419 Nürnberg

Email: Thorolf.Brosche@aging.med.uni-erlangen.de